Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder des Vereins freuen sich, dass nach der Schließung wegen der Corona-Verordnung, das Gehege wieder uneingeschränkt besucht werden kann. Als Attraktion kann man zum zweiten Mal in diesem Jahr den Nachwuchs bei den Wildschweinen bestaunen, die gerne mal durch den Zaun kommen aber auch wieder selbständig zurückkehren zu ihrer Mama. Deshalb wird gebeten, dass Besucher ihre Hunde an die Leine nehmen.
Den Grundstein, aus dem das heutige Gehege hervorgeht, legten Vogelfreunde aus einem in den 1960er Jahren in Walldürn existierenden „Vogelzuchtverein“. Während zunächst nur die gezüchteten Vögel ausgestellt wurden, entwickelte sich der Gedanke, federführend durch den Vorsitzenden Rudi Hoffert, im Marsbachtal einen Tierpark aufzubauen. Dazu wurde eigens die Vereinssatzung und der Name des Vereins in „Vogel- und Tierverein“ geändert. Viele Hütten und Kleingehege wurden auf privater Initiative gebaut. Eine Vielzahl von Tieren, angefangen über Hühner, Hasen, Pfauen, Enten und weiteren Haustieren wurden präsentiert. Selbstverständlich durften Wildschweine, Rot- und Damhirsche nicht fehlen. Selbst vier Esel und kleine Ponys waren mit von der Partie. Kein Wunder, dass die finanzielle Lage des Vereins durch die enormen Futterkosten immer schwieriger wurde. Selbst Zuschüsse der Stadt konnte die weitere Existenz nicht garantieren. Auch gab es personelle Engpässe im Verein, sodass keinerlei Zukunftsaussichten mehr bestanden und der Verein sich auflösen musste.
Die Bemühungen, das Tiergehege aufrecht zu erhalten und wiederzubeleben, trugen dann vier Jahre später Früchte. Der damalige Bürgermeister Robert Hollerbach konnte unter Federführung des Forstamtes mit Beteiligung der Walldürner Jägerschaft eine Mannschaft gewinnen, die sich dann am 29. Mai 1984 zu einem Verein zusammen schlossen. Zum Vorsitzenden wurde Zahnarzt Robert Waltert, zu seinem Stellvertreter Apotheker Hans-Peter Arnold gewählt. Der Gemeinderat der Stadt gab grünes Licht dafür, eine größere Fläche einzuzäunen, um den Wildschweinen sowie Rot-, Dam- und Muffelwild genügend Weidefläche zu bieten. Außerdem wurden zwei neue Futterhütten gebaut. Im Laufe der Zeit wurde der Wildpark immer wieder ergänzt, so zum Beispiel mit zwei Ententeichen oder einem Felshügel.
2004 wurde unter dem neuen Vorsitzenden des Vereins Henner Niemann der gesamte Wildpark neu konzipiert und auf neue Füße gestellt. Es wurde neben den Tieren viel Wert auf Natur- und Tierbeobachtungen gelegt. Zahlreiche Hinweistafeln sollen die Besucher auf einen „Blickwechsel“ hinführen. Die Futterhütten wurden mit Strom versorgt, um auch in den Abendstunden das Füttern zu ermöglichen. Auch wurde eine Werbeaktion gestartet, um neue ehrenamtlich arbeitende Mitglieder zu gewinnen.
Seit dieser Zeit sorgen eine Handvoll Tierfreunde mit ihrem Vorsitzenden Stefan Michel in zwei Wochenschichten täglich ohne jegliche Bezahlung für die Tiere und auch dafür, dass sich das Gehege in sauberem Zustand den Besuchern präsentiert.
Das Ökologische Beobachtungsgehege des Walldürner Wildparkvereins ist weit mehr als nur ein Wildgehege. Auf den Wiesenflächen im idyllischen Marsbachtal gelegen, leben zur Zeit Rothirsche, Muffel- und Damwild. Aus dem Wald ertönt das Quieken und Grunzen der Wildschweine. Wer sich Zeit lässt und ganz aufmerksam an den verschiedenen Stationen Halt macht, kann die vielfältige kleine Tierwelt von Eidechsen, Graureihern und Wildenten beobachten. Ein lohnendes Ausflugsziel für Jung und Alt. Der Wildpark ist von zwei Stellen aus zu erreichen. Einmal vom Parkplatz „Beuchertsmühle“ B47 auf einem kurzen Rundweg um das Gehege. Dieser Parkplatz ist auch für die Kleinen interessant, weil sie zum Abschluss den großen Abenteuerspielplatz besuchen können. Wer den Besuch mit einer Wanderung verbinden möchte, der sollte auf dem Parkplatz Walldürn-West – (Navi) Auerbergweg parken und über den Rad- und Fußweg zum ca. 1,3 km entfernten Gehege kommen, oder sogar über einen Rundweg zur Waldkapelle „Märzenbrünnlein“ und weiter zum Gehege durch schönen Wald bergab wandern.
Der Wildpark ist ganzjährig geöffnet und frei zugänglich.
Autor: Friedbert Günther