Umfangreiche Schutzmaßnahmen gegen die AfrikanischeSchweinepest umgesetzt – Fütterungsverbot ausgesprochen
Lange Zeit traten Wildschweininfektionen durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) nur weit entfernt auf. Mit dem Nachweis der Viruskrankheit im Rhein-Neckar-Kreis, rückte sie allerding bis in die weitere Nachbarschaft heran. Seitdem greifen in unserer Region behördlicherseits ergriffene, umfangreiche Abwehrmaßnahmen gegen die Seuche. Leicht erkennbar an umfangreichen Zäunungen im Badischen wie im Bayerischen, entlang von vor allem Verkehrswegen. Damit soll eingedämmt und bestenfalls verhindert werden, dass sich ASP in natürlichen Wildschweinbeständen ausbreitet und über sie hinaus auch landwirtschaftliche Schweinezucht- und -mastbetriebe erfasst.
ASP ist eine ausschließlich für Wild- und Hausschweine schwerwiegende, meist tödlich verlaufende Erkrankung. Zunächst geraten infizierte Tiere in Agonie, dann Todeskampf, wenig später tauchen austretende Blutungen auf und es verendet. Das Virus verbreitet sich von Tier zu Tier in erster Linie über direkten Kontakt aus. Es bleibt das Virus aber an infizierten Stellen (z.B. Waldboden, Suhlen, Baumstämmen etc.) Wochen bis Monate lang infektiös. Deswegen werden um erkannte Befallsstellen herum großräumige Schutzzonen eingerichtet. Damit soll verhindert werden, dass Viren über so genannte Vektoren verbreitet werden könnten, wie etwa Erdanhaftungen an Schuhsohlen, Kleidung, gesammelten Pilzen und dergleichen mehr.
In enger Zusammenarbeit und Absprache mit dem Kreisveterinäramt im NOK, aber auch mit dem Walldürner Bürgermeister Meikel Dörr als oberstem Dienstherrn des Geheges, hat der Verein Wildpark Walldürn e.V. als das tierpflegende Organ des Ökologischen Beobachtungsgeheges im Marsbachtal ein ASP-Schutzkonzept entwickelt. Dieses wurde jetzt so umgesetzt, dass die im Gehege lebenden Wildschweine nach menschlichem Ermessen best möglich gegen Kontakte mit frei lebenden Wildsauen und ins Gehege eingetragen Vektoren (z.B. Reste von infizierter Rohwurst) schützen soll.
“Wir haben vereinsintern intensiv miteinander gerungen, welchen Weg wir einschlagen wollen und leisten können”, sagt Vereinsvorstand und Leiter des Forstrevieres Walldürn, Stefan Michel. So habe zur Diskussion gestanden, das Sauengehege aufzugeben mit der Konsequenz, über viele kommende Jahre hinweg Sauen hier nicht mehr zu hegen und zu zeigen. Es gehören aber die Sauen bei Jung und Alt zu den Publikumslieblingen der Wildparkbesucher. Deswegen solle nun versucht werden, sie Wildpark und Besuchern so lange wie möglich zu erhalten.
Das erforderte nun Maßnahmen, die denjenigen Schutzvorkehrungen gleich kommen, wie sie der Bevölkerung aus der Zeit der Pandemie in Erinnerung gebliebene sind: von Schutzanzügen und prophylaktischen Trennbereichen bis zu Desinfektionsmaßnahmen. Michel weiter: “Unsere Tierpfleger müssen nun ein beschwerliches Schutzkonzept einhalten, wenn sie ihre täglichen Pflege- und Fütterdienste versehen. Jeglicher Außenkontakt der Gehegeschweine mit auch nur Irgendwas, soll dadurch ausgeschlossen sein.”
Auch für die Gehegebesucher ist das begonnene Schutzkonzept vor Ort inzwischen plakativ erkennbar. So wurde die ehemalige Besucherplattform an der Sauhütte abgesperrt, “denn wir wissen nicht, woher Wildparkbesucher kommen und was ihnen – vom Jogger über den Waldspaziergänger bis hin zum Pilzesammler – von dort möglicherweise anhaftet. Ohne, dass es ihnen selbst auch nur bewusst wäre.” Um den 1:1-Kontakt der Gehegesauen mit frei lebenden Wildschweinen im Marsbachtal zu vermeiden, die ihrerseits Anhaftungen von weit her einschleppen könnten, wurde mit hoher Investitionssumme und mit zwei Meter Abstand zum Außenzaun ein innenliegender Elektrozaun errichtet. Der unterbindet das “Rüsseln” der beiden unterschiedlichen Sauenpopulationen inner- und außerhalb des Gehegezaunes wirksam. Mit Hinweisschildern in verschiedenen Sprachen an den Zäunen werden die Gehegebesucher nun über die Gefahr einer möglichen ASP-Infektion der Parkwildschweine unterrichtet.
Gleichzeitig ist ein striktes Fütterungsverbot der Gehegeschweine verfügt worden. Stefan Michel: “Für von Gästen mitgebrachte Futtermittel gilt das gleiche wie zuvor gesagt: Wir wissen nicht um deren Herkunft und ob es möglicherweise Vektoren sind. Egal, ob es sich dabei um Äpfel von der Streuobstwiese handelt, oder um Brot aus der Küche, das – womöglich durchaus unbemerkt – Berührungskontakt zu ASP infizierten Rohwurstwaren hatte. Daher gilt für alle Besucher bis auf weiteres: Die Wildschweine nicht füttern!”
Um aber die Gehegebesucher und insbesondere die Kinder unter ihnen bei ihrem Besuch im Marsbachtal nicht über Gebühr zu enttäuschen, kann mitgebrachtes geeignetes Tierfutter allerdings statt den Sauen den Dam- und Rothirschen verfüttert werden. In Kürze wird eine eigens dafür gemachte Infotafel die Besucher dazu unterrichten, welche Futter für Hirsche infrage kommen und welche nicht. Stefan Michel: “Mit seiner Freude am Füttern auf die Hirsche auszuweichen, ist dann unbedenklich. Denn sie werden vom ASP-Virus ja nicht erfasst.”